So werden schon seit Jahrzehnten von Ärzten und Psychologen Entspannungsverfahren empfohlen, die vor allem mit Hilfe sprachlicher Suggestionen nach längeren mentalen oder auch körperlichen Übungen innere Spannungen lösen und somit das Wohlbefinden steigern können. Ein solches Training, das viel Geduld und Ausdauer erfordert, wird aber vielfach als „richtige Arbeit” oder lästige Pflicht empfunden und deswegen früher oder später wieder aufgegeben.
Aus diesem Grund haben wir nach Möglichkeiten gesucht, Entspannung ohne größere Anstrengung zu erreichen. Anfangs setzten wir sanfte Hintergrundmusik ein, später belebten wir die eher nüchternen Suggestionen zusätzlich mit angenehmen Phantasiebildern wie Strand, Wiese oder Waldlichtung. Solche beruhigenden Elemente waren in der Entspannungstherapie zwar schon bekannt, aber während unserer Beschäftigung mit modernen Suggestions- und Hypnoseverfahren kristallisierte sich im Laufe der Jahre durch weitere Ergänzungen ein neuartiges Verfahren heraus:
Über Stereo-Kopfhörer wurden mehrere verschiedene Suggestionen gleichzeitig eingespielt, wobei die Musik eine immer wichtigere Rolle übernahm. Schon bald stellte sie keine bloße Untermalung mehr dar, sondern bildete - unter ganz bestimmten Gesichtspunkten komponiert - mit den Worten eine harmonische Einheit. Auf diese Weise entstand die Tiefensuggestion. Diese Methode zeichnet sich dadurch aus, dass ihre vielfältigen Sprach- und Klangmuster nicht nur eine äußerst entspannende Wirkung ausüben und zweifelnde sowie grübelnde Gedanken ausschalten, sondern auch für die unterschiedlichsten Lebensbereiche verborgene Kraftpotentiale freisetzen und bislang unbekannte eigene Möglichkeiten entfalten.
Aufgrund dieser besonderen Eigenschaften besitzt allein schon der musikalische Teil der Tiefensuggestion eine erstaunliche Suggestivkraft. Versuche haben gezeigt, dass Atmung, Pulsschlag und viele andere Körperfunktionen unbewusst dieser indirekten Klangsuggestion folgen und sich allmählich auf den persönlichen Ruhe-Rhythmus des Hörers einpendeln.
Dr. Arnd Stein und Toningenieur Reiner Burmann bei
den Aufnahmen eines Suggestionstitels
Außerdem werden in unserem Verfahren mögliche Konflikte des Hörers nicht mit beschwichtigenden Worten beiseite geschoben oder „zugedeckt”, sondern im Sinne hypnotherapeutischer Arbeit vorwiegend indirekt angesprochen. Allgemeingültige Aussagen ohne unmittelbare Anrede („Lernen bedeutet Veränderung”) oder Suggestionen in Frageform („Wissen Sie wirklich, welche Möglichkeiten in Ihnen verborgen sind?”) haben sich als besonders geeignet erwiesen, um sogenannte innere Suchprozesse in Gang zu setzen, die zu echten Problemlösungen führen können. So hat der bedeutende amerikanische Arzt und Psychotherapeut Milton Erickson während seiner mehr als vierzigjährigen Forschungsarbeit immer wieder nachgewiesen, dass seelische Störungen allein mit Hilfe geschickt eingesetzter indirekter, ja beiläufig eingestreuter Suggestionen behoben werden können.
Die intensive Wirkung der Tiefensuggestion ist aber vor allem auf eine völlig neue Suggestionstechnik zurückzuführen. Der gleichzeitige Einsatz verschiedener gesprochener und geflüsterter Suggestionen, die nach komplexen »Bauplänen« konstruiert sind, lässt eine bislang unerreichte Informationsdichte entstehen. In derselben Zeit werden wesentlich mehr positive Botschaften transportiert als es mit den einfachen Sprachstrukturen herkömmlicher Verfahren möglich wäre.
Die Hauptstimme führt Sie durch das Programm. In der Tiefensuggestionsphase vermittelt sie - wie die übrigen Stimmen - positive Leitsätze zu dem jeweiligen Suggestionsthema.
Flüsterstimmen, die Ihnen aufgrund der Kunstkopf-Aufnahmetechnik im wahrsten Sinne durch den Kopf zu gehen scheinen, wirken als Suggestionsverstärker. Denn sie besitzen eine beschwörende Eindringlichkeit.
Neben der Hauptstimme und den geflüsterten Suggestionen, die im Stereo-Panorama rechts, links oder in der Mitte angeordnet sind, wird zeitweise noch eine weitere Stimme hörbar, die etwas verfremdet klingt und sich scheinbar irgendwo hinten im Kopf befindet. Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Hinterkopf-Stimme immer dann als besonders intensiv erlebt wurde, wenn Sie ihre Suggestionen mit dem Pronomen »Ich« transportierte. Offenbar wird hier die ursprünglich von außen kommende Suggestion zu einem Segment der eigenen Persönlichkeit umgewandelt - ähnlich wie in der Entwicklung des Kindes die Worte der Eltern allmählich zur eigenen Stimme des Gewissens werden.
Obwohl in der Tiefensuggestionsphase teilweise vier bis fünf Stimmen gleichzeitig hörbar sind, geht Ihnen keine Information verloren. Denn einerseits werden unbewusst auch simultan gesprochene Worte wahrgenommen - und andererseits entdeckt man bei jeder Anwendung immer wieder neue Leitsätze, Anregungen und Ermutigungen.
Für unsere Suggestionsmethode sind keinerlei Körperübungen (gezieltes Anspannen und Lockern bestimmter Muskelpartien oder bewusstes Atmen) erforderlich, sondern die Entspannungsarbeit erfolgt allein auf gedanklicher Ebene. Dabei berücksichtigt die Tiefensuggestion die wichtige psychologische Erkenntnis, dass unser Unbewusstes gern in Bildern und Metaphern denkt. So sind die während des Phantasiespaziergangs geschilderten Landschaften (wie z. B. Strand, Meer, Wald, Wiese) nicht nur, entspannungsfördernde Vorstellungen, sondern auch Symbole für Weite, Freiheit oder Geborgenheit.
Nach etwa fünfzehn Minuten erreicht die Entspannungsphase erfahrungsgemäß ihren tiefsten Punkt. Tief entspannt im weichen Gras, am Strand oder in einer anderen angenehmen Umgebung sitzen und träumen, wobei entsprechende Naturgeräusche und ein vielfältiges Klanggewebe leichte und beschwingte Gefühle vermitteln - diese Befindlichkeit ist eine äußerst günstige Basis für die anschließende Tiefensuggestionsphase. Denn in diesem Stadium entwickelt das Unbewusste ja eine besonders hohe Aufnahmebereitschaft für positive „Einflüsterungen”.
Ermutigungen wie: „Erstaunlich, wie viele unbewusste Möglichkeiten Du besitzt.”, bleiben nicht mehr an der Oberfläche (wo sie ja durch skeptische Zweifel wieder entwertet werden könnten), sondern dringen nunmehr in tiefe Schichten der Persönlichkeit vor. Auf unbewusster Ebene entfalten sie ihre Wirkung über die Entspannungsphase hinaus und verstärken nicht nur das Gefühl von innerer Ruhe, Gelassenheit und Zuversicht, sondern können auch das Verhalten (z. B. Rauchen, Ernährung) sowie psychosomatische Reaktionen des Hörers (z. B. Schmerz) in nachhaltiger Weise beeinflussen.